Personal Branding: Meine Core Story

Wie alles begann

Der Antrieb für mein Leben war immer die Neugier. Schon von klein auf kristallisierten sich für mich drei Themen heraus, denen ich täglich auf den Grund gehen wollte: Wer bin ich und was mache ich? Wie funktioniert die Welt und wie beeinflusst sie mein Leben? Und dann waren da noch die Grossen Fragen, die mich beschäftigten: Was ist der Sinn unseres Daseins und wie hängt alles zusammen? Dabei stellte ich den Menschen immer ins Zentrum meines Interessens.

Geschichten rund ums «Ich»

Jedem Kind werden die gleichen Fragen gestellt: Wie heisst du? Was spielst du gerne? Was möchtest du später werden? Ich merkte, dass die Erwachsenen sich nach einfachen Antworten schnell wieder abwenden. Wenn man aber etwas Interessantes zu erzählen hatte, war einem die Aufmerksamkeit gewiss. Also sorgte ich dafür, dass ich Geschichten zu erzählen hatte. Als Kind suchte ich nach dem Verborgenen und lernte genau zu beobachten. Wenn ich das Gefühl hatte, in unserer Strasse etwas Spannendes entdeckt zu haben, legte ich mir auf dem Nachhauseweg die richtigen Worte zurecht, mit welchen ich die Geschichte präsentieren konnte.

Von den Wurzeln

Meine Familiengeschichte ist kompliziert. Damals hätte man von einer Patchwork-Familie gesprochen, mir war dieses Wort noch fremd. Tatsache ist, dass mein Vater neben meiner Halbschwester auch eine tragische Vorgeschichte mit in die zweite Ehe brachte. Die Geschichte meiner Mutter war weniger tragisch aber genauso aufregend und genau wie mein Vater brachte auch sie ein Kind mit in die Ehe: meinen Halbbruder. Meine Eltern heirateten und kurz darauf war ich da. Schon als Kleinkind löcherte ich meine Familienmitglieder zu ihrer Lebensgeschichte, die mit der Zeit auch zu meiner wurde. Und ich erzählte sie gerne. Immer wieder. Jedem, der sie hören wollte. Durch die Wiederholungen markierte ich mein eigenes «Ich». Ich definierte mich durch das Aufregende, Dramatische und Spannende und lehnte gleichzeitig alles Langweilige ab. Die Reaktionen auf meine Lebensgeschichte waren immer gleich: mein Umfeld hörte mir zu – und wollte mehr hören. Von mir und meinen Geschichten.

 …und von Flügeln

Als Jugendliche reichten mir die Geschichten meines normalen, hormongesteuerten und deshalb aufregenden Lebens in Zürich nicht. Ich wollte mehr. Ich wollte Geschichten erleben, um sie erzählen zu können. Ich entschied mich für ein Austauschjahr in Südamerika. Als ich gefragt wurde, ob ich eine Präferenz habe, wohin ich wolle, antwortete ich: Irgendwohin, wo alles anders ist als zuhause. Ich wurde in die Atacamawüste nach Chile geschickt. Aus der regnerischen, feuchten Schweiz an den trockensten Ort der Welt. Ein Jahr lang auf fast 3000 m.ü.M. mit nur Sand und Gestein rund um mein Dorf und dem klaren Blau des Himmels über mir. Ich liebte es. Ich saugte das Fremde und Neue auf wie ein Schwamm und lernte in nur wenigen Wochen Spanisch, damit ich meinen neu gewonnenen chilenischen Freunden Geschichten von der Schweiz erzählen konnte.

Als ich ein Jahr später zurück in die Heimat reiste, nahm ich nicht viele materielle Erinnerungsstücke mit. Aber einen riesigen Schatz an neuen Geschichten. Und ich wurde nicht müde, sie zu erzählen.

Geschichten aus aller Welt

Schon in Chile hatte ich gemerkt, dass die spannendsten Geschichten diese sind, die sich grundlegend von den eigenen unterscheiden. Ich reiste viel und versuchte jeweils, mit den Einheimischen des besuchten Landes in Kontakt zu treten, um ihre Lebensweise und ihre Sicht auf die Welt kennen zu lernen. Ich entdeckte mein Talent, mit den unterschiedlichsten Menschen zu kommunizieren und entschied mich, meine Tätigkeit auf andere Kulturen auszurichten. Ich begann mit meinem Ethnologiestudium.

Mit offenen Augen

Mein Studium war wie eine Reise durch die Welt. Ich hörte von entfernten Gesellschaftsformen, von Schamanismus, unterschiedlichen Jagdmethoden, unbekannten Musikinstrumenten und 1000 verschiedenen Methoden zur Essenszubereitung. Ich staunte über die fantastischen Erzählungen und liess mich von ihnen mitnehmen und berühren. Ich fühlte mich privilegiert, von Menschen unterrichtet zu werden, die teilweise viele Jahre in Gesellschaften gelebt hatten, zu welchen sonst niemand Zugang hatte. Ich verinnerlichte die Methoden zur teilnehmenden Beobachtung und lernte, mit offenen Augen und unvoreingenommen an das Fremde heranzugehen. Verschiedene Geschichten wurden an mich herangetragen, teilweise von mir gesucht und keine von mir vergessen. Ich fühlte mich erfüllt mit Erzählungen, in eigener oder anderer Sprache und hatte doch noch nicht genug. Was mir noch fehlte, war Einblick in die Sprache selbst.

… und offenen Ohren

Und so begann ich, mich mit Sprachen in allen möglichen Formen zu beschäftigen. Ich belegte Allgemeine Linguistik im Nebenfach. Zuerst legte ich den Fokus auf das Eigene – die Phonetik des Schweizerdeutschen. Dann kamen andere Sprachen hinzu. Besonders angetan haben es mir Sprachen mit komplett anderen grammatikalischen Strukturen. Vom Japanischen war ich derart begeistert, dass ich in einem Jahr das Kompaktstudium in japanischer Sprache und Kultur absolvierte und danach einen Monat lang durch Japan reiste. Ich lebte bei Einheimischen und versuchte, so viele Geschichten aus der Schweiz mitzubringen, dass ich mich legitimiert fühlte, genauso viele Geschichten mit nach Hause zu nehmen.

Mein musikalisches Talent half mir ausserdem, mich näher mit der universellen Sprache der Musik zu beschäftigen. Seit klein auf spielte ich bereits zwei Instrumente und sang viel und oft. Nun kamen weitere Instrumente hinzu. Mit Musik werden Geschichten erzählt, die mehr an Emotionen gekoppelt sind als andere. Nur eine mir bekannte Sprache hat mit Emotionen hingegen nichts zu tun.

Von Grossen Fragen und weiteren Ausflügen

Ich hatte immer das Gefühl, dass es nur eine Sprache gebe, die keine Geschichten provozieren und mich deshalb auch nicht interessieren würde. Es war die digitale Sprache der 0en und 1en. Zwar besass ich eine gewisse technische Affinität, aber das Innenleben eines Computers war nie auf der Liste der Dinge, die ich gerne erkundet hätte. Bis mich gegen Ende des Studiums das Thema der IT-Sicherheit streifte. Mit den Begriffen Cyberattacke, Hacker und technischem Blackout formierten sich in meinem Kopf plötzlich ganz andere und sehr interessante Geschichten, denen ich auf den Grund gehen wollte.

Digitaler Ausflug

So kam es, dass ich meinen ersten Job nach dem Studium bei einer IT-Sicherheitsfirma annahm. Ich sass zu Beginn im Backoffice und konnte mich langsam mit den verschiedenen digitalen Themen vertraut machen. Als meine Neugier geweckt war, absolvierte ich einen Kurs, der es mir erlaubte, selbst Audits durchzuführen. Ich war nicht für die technischen Überprüfungen zuständig, sondern für jene, die sich in verschiedenen Unternehmen um den Menschen als Risikofaktor annahmen. Dank kurzen Kursen konnte ich in die digitale Welt der Black und White Hats eintauchen und die Penetration Tests und forensischen Untersuchungen mitverfolgen. Häufig standen bei diesen Überprüfungen kriminelle Machenschaften oder deren Prävention im Hintergrund. Mein Arbeitsalltag lieferte eine Unmenge Stoff für Geschichten, die so besonders waren, weil ich der digitalen Welt bisher keine nennenswerte Beachtung geschenkt hatte. Bald musste ich mich entscheiden, ob ich in dieser Branche bleibe oder weiterziehen möchte. Für mich war die Antwort klar, da ich noch weitere Grosse Fragen entdeckte, die meine Neugier weckten.

Spiritueller Ausflug

Jeder Geschichte liegen eine oder mehrere der Grossen Fragen zugrunde. In erster Linie geht es immer um das Warum. Warum sind wir hier? Warum funktioniert die Welt so, wie sie ist? Was ist der Sinn unseres Daseins? Diese Fragen spiegeln sich in den kleinen Geschichten des Alltags: Macht es Sinn so viel zu arbeiten? Wie erziehe ich meine Kinder? Und wie viel Zeit möchte ich mit mir selbst verbringen? Ich erhoffte mir Antworten in der Spiritualität und begann einen Job als Sozialdiakonin in der reformierten Kirche. Ich war sehr überrascht von der Fülle an Geschichten, die mir dort begegneten. Da ich neben einigen Projekten auch Seelsorge anbot, hatte ich mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun und kam in Kontakt mit unglaublichen Geschichten. Jeden Tag durfte ich an verschiedenen Lebensgeschichten teilhaben und jeden Tag verblüffte mich das Leben aufs Neue. Und es war bei diesem Job, wo mir die Erkenntnis kam, dass ich auch beruflich Geschichten hören und erzählen will.

Wo ich heute stehe (oder: Meine Core Story)

Mein ganzes Leben lang sammle ich Geschichten. Ich habe so viele Geschichten angehäuft, so viel zugehört, dass es Zeit wird, sie zu erzählen. Schon Plato sagte, «Wer die Geschichten erzählt, regiert die Gesellschaft». Ich würde dies ergänzen und sagen: «Wer die Aufmerksamkeit der Gesellschaft will, darf die Spannung nicht verlieren.» Die Dramaturgie ist die Grundlage meiner Stories. So wie ich gerne lese, schreibe ich auch: spannend vom ersten Satz bis zum letzten Satzzeichen.

Als Ethnologin bin ich es gewohnt, teilnehmende Beobachtung zu betreiben, Interviews zu führen und Informationsmaterial zu sammeln. Ich verstehe es, mich auch in ungewohntem Umfeld zu orientieren. Und ich weiss, wie ich bekannte oder fremde Menschen ins Zentrum stellen und ihnen zuhören muss, damit ich ihre Geschichten zusammenzubauen kann.

Meine sprachlichen und literarischen Kompetenzen habe ich mir mit verschiedenen Aus- und Weiterbildungen angeeignet. Sprache fasziniert mich, sei es in Worten, Gesten oder Noten. Zudem habe ich zwei Jahre in der IT-Sicherheit gearbeitet, sodass ich die nötigen Skills mitbringe, die ich brauche, um die Künstliche Intelligenz als Werkzeug zu nutzen, damit ich meinen Stories den nötigen Schliff geben kann.

Meine Stories machen neugierig, sie überraschen, begeistern und verzaubern. Ich werde nicht müde, meiner Neugier freien Lauf zu lassen. Ich suche nach Geschichten und finde sie immer. Meine sprachlichen Kompetenzen helfen mir, ein Unternehmen, ein Produkt oder eine Marke in eine unvergessliche Geschichte zu packen. Mit Storytelling nehme ich meine Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine Heldenreise mit Protagonisten, die Aufmerksamkeit erregen und in Erinnerung bleiben. Ich beschäftige mich gerne mit den kleinen und den grossen Fragen des Lebens und vor allem unterschätze ich nie die Macht von Geschichten. Denn sie sind es, die im Gedächtnis haften bleiben – bis zum Ende.

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